Kurzbesuch im Val da Camp am 25. August 2020, zu einer Jahreszeit in der nicht mehr viele Blumen blühen. Ganz knapp erreichen wir noch das kleine Postauto. Den geplanten Halt am Palpuogna-See am Albulapass haben wir eh schon auf den Rückweg verschoben; guter Entscheid. Heute wird ein gemütlicher Tag, wir starten auf der Alp Camp mit Kaffee und wandern etwas später zum Lagh da Saoseo. Diese Ruhe hier. Schön. Tut gut.

Vorbei am kleinen Lagh Scispadus mit momentan sehr wenig Wasser, treffen wir oben auf der Viehweide auf violett blühenden, deutschen Kranzenzian (Gentianella germanica); der mit den 5 Blütenblätter (der sehr ähnliche Feldenzian (Gentianella campestris) hat nur vier Blütenblätter). Der gewohnte Weg führt uns zum Lagh da Val Viola. Hier hat es doch schon ziemlich Leute; aber es ist eine schöne, ruhige Stimmung. Das geniessen wir. Wir haben genug Zeit. Zeit auch für den Mittagslunch. Der tiefe Wasserstand ermöglicht trockenen Fusses und ohne Kletterei einen Rundgang auf dem kleinen Inselchen.

 

Am Violasee gibt es direkt beim Rastplatz den markanten Stein mit den auffälligen, gelben Flechten. Auf einer Aufnahme aus dem 2007 und jetzt im 2020 kann ich genau die gleiche Stelle lokalisieren und so sieht man das enorm langsame Wachstum dieser Flechte. In 13 Jahren: Praktisch keine Vergrösserung! Die dritte Aufnahme entstand am 6.7.23: Keine Veränderung zu 2020.

 

Die letzten beiden Bilder zeigen die Abendstimmung am Palpuogna-See.

 

Botanisch betrachtet sind Flechten keine Pflanzen, sondern ein Kollektiv aus Pilzen und Algen. Sie besiedeln die Rinde vieler Bäume, aber auch Steine, Felsen und karge Sandböden. Die beiden Organismen bilden eine Lebensgemeinschaft, eine sogenannte Symbiose, die beiden Seiten zum Vorteil gereicht: Der Pilz kann zwar Wasser und Mineralstoffe aus dem Boden und seiner Umgebung aufnehmen, allerdings mangels Chlorophyll keine Photosynthese betreiben. Die Alge hingegen ist in der Lage durch Photosynthese Zuckerstoffe zu produzieren, kommt jedoch aufgrund fehlender Wurzeln nicht an wichtige Ausgangsstoffe wie Wasser und Mineralien heran. Der Pilz bildet außerdem den Körper der Flechte (Thallus), dessen Farbspektrum von Weiß über Gelb, Orange, Braun, Grün bis Grau reicht. Er bietet der Alge damit auch Schutz vor Austrocknung und mechanischer Schädigung. Flechten zählen zu den langlebigsten Lebewesen auf der Erde und können mehrere hundert Jahre, im Einzelfall sogar mehrere tausend Jahre alt werden. Allerdings wachsen sie sehr langsam und setzen sich nur schwer gegen das Überwuchern mit konkurrierenden Pflanzen wie zum Beispiel Moosen durch. (Quelle: https://www.mein-schoener-garten.de/)